Schlagwörter
Gedicht, Gedichtanalyse, Literatur, Rainer Maria Rilke, Rilke, Vers, Versmaß
Rainer Maria Rilke – Der Panther – Gedichtanalyse – Hebung – Senkung – Kreuzreim – abab – Vers – Strophe – Fünfheber – männliche Kadenz – weibliche Kadenz – Alternation – Versausgang – ungefugter Versübergang – asynaphischer Versübergang – gefugter Versübergang – synaphischer Versübergang
Rainer Maria Rilke: Der Panther
Einige Begriffe der formalen Gedichtananalyse
Ein paar wichtige Begriffe der formalen Gedichtanalyse sollen an einem berühmten und sehr beliebten Gedicht dargestellt werden, nämlich an Der Panther von Rainer Maria Rilke. Die erste Strophe, bestehend aus 4 Zeilen (= 4 Versen) lautet:
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Stellt man Tonhebungen durch * und Tonsenkungen durch _ dar, so hat diese Strophe die folgende Struktur
_*_*_*_*_*_
_*_*_*_*_*
_*_*_*_*_*_
_*_*_*_*_*
Anzahl der Hebungen innerhalb der Verse: Jede Zeile enthält fünf Hebungen, die Strophe besteht also aus vier fünfhebigen Versen.
Wechsel von Hebungen und Senkungen: Innerhalb jeder Zeile wechseln sich Hebungen und Senkungen streng ab, es liegt also innerhalb jedes Verses eine strenge Alternation vor.
Versanfang: Jeder Vers beginnt mit einer Senkung gefolgt von einer Hebung (_*), somit liegen auftaktige Verse vor (Gegensatz: auftaktlose Verse *_ …).
Versende (= Kadenz oder Versschluss): Der erste und der dritte Vers enden mit einer Senkung, der zweite und der vierte Vers enden mit einer Hebung. Ein Versschluss mit einer Hebung wird als männlicher Reim (männliche Kadenz, männlicher Versschluss) bezeichnet, ein Versschluss mit einer Senkung als weiblicher Reim (weibliche Kadenz, weiblicher Versschluss). Hier liegt also ein Wechsel weiblich – männlich – weiblich – männlich vor.
Versübergänge: Beim Übergang vom ersten zum zweiten Vers folgt eine Senkung auf eine Senkung. Gleiches gilt für den Übergang vom dritten auf den vierten Vers. Hier liegt jeweils ein ungefugter oder asynaphischer Versübergang vor. Beim Übergang vom zweiten auf den dritten Vers wird die Alternation zwischen Hebung und Senkung beibehalten; hier liegt ein gefugter oder synaphischer Versübergang vor.
Reimschema: Es reimen sich die erste auf die dritte Zeile (Stäbe / gäbe) sowie die zweite auf die vierte Zeile (hält / Welt). Es liegt somit ein Kreuzreim vor, der schematisch dargestellt wird durch abab.
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Literatur:
Burdorf, D. (1997). Einführung in die Gedichtanalyse. Stutgart: Metzler. 2. Auflage.